Wie ist das, als Ausländerin zu leben? 

Hallo! Ich bin Momo. Der vierte Frühling kommt bald, seitdem ich in Deutschland lebe.

Wie ist das, im Ausland als Ausländerin zu leben? Ich schreibe hier meine Gedanken zu diesem Thema auf. 

【Inhalt】

  1. Jeden Tag kämpfen mit der Sprache
  2. Der eigenen Identität bewusst werden 
  3. Abschied von meiner Familie und Freundinnen 
  4. Verbesserung der Beobachtungsfähigkeiten
  5. Mehr Blick auf die Welt

Dass der Alltag mit Japanisch angefüllt war, war für mich damals selbstverständlich, als ich in Japan lebte. 

お疲れ様です

おはようございます

今週の金曜日の不燃物回収についてのお知らせです

(Wer sich dafür interessiert, was ich hier geschrieben habe, frag bitte bei gutem Google:))

Zu leben heißt, mit einer Sprache umzugehen. Wie notwendig es ist, eine Sprache im Alltag verwenden zu können, konnte ich in Japan noch nicht bewusst erkennen. 

Um zu kommunizieren, braucht man die Sprache unbedingt.  

Zum Beispiel:

Wenn man ein Brot in der Bäckerei kaufen möchte. 

Wenn man einen Termin beim Arzt vereinbaren möchte. 

Wenn man die Mails von der Hochschule verstehen möchte. 

Immer wieder kommt ein Moment, in dem man eine Sprache verwenden muss.  

Ich konnte in Japan nicht wahrnehmen, wie stark die Sprache die Alltäglichkeiten beeinflusst.  Mir wurde erst in Deutschland klar, wie viel ich mit anderen kommuniziert hatte. Gleichzeitig war ich entmutigt, weil die Sprachbarriere immer allgegenwärtig war, egal was ich tat. 

Am Anfang meines Studiums hatte ich das Gefühl,ich wäre plötzlich ein kleines Kind geworden, das noch kaum die Sprache verstehen kann. Wie oft ich daran gedacht habe, dass ich alles besser tun könnte, wenn ich alles statt auf Deutsch auf Japanisch erledigen könnte. 

Der Anfang war richtig anstrengend. 

Je besser mein Deutsch mit der Zeit geworden ist, desto weniger hatte ich das Gefühl einer Sprachbarriere. Es kommt aber immer wieder der Moment, in dem ich mit der deutschen Sprache kämpfen muss. 

Eine Sprache kann man nicht heute auf morgen beherrschen. Der Weg ist lang, aber Schritt für Schritt werde ich weiter Deutsch lernen, denn es macht mir viel Spaß! 

2. Der eigenen Identität bewusst werden 

Das trifft insbesondere zu, wenn man in einem Land lebt, wo eine ganz andere Kultur existiert als die der Heimat, vermute ich. Das gilt zum Beispiel für Deutschland und Japan. Genauer gesagt, Europa und Asien, wenn man die Kontinente in Betracht zieht. 

Als ich noch in Japan lebte, hatte ich keine Zweifel daran, dass die anderen Menschen Japaner sind und auch ich eine bin.

Doch das Bewusstsein, wer ich bin, ist stark gewachsen, seitdem ich in Deutschland lebe. 

Fast niemand kann mich hier in Deutschland auf den ersten Blick als Japanerin erkennen. Ich bin keine Japanerin, sondern ich bin eine Asiatin. Je häufiger ich von den anderen gefragt werde, ob ich aus China oder aus Korea komme, und je häufiger ich darauf antworte, dass ich aus Japan komme, desto mehr wird mein Gefühl, eine Japanerin zu sein, gestärkt.

Für mich ist Japan meine Heimat, wo ich aufgewachsen bin, aber für die anderen ist Japan nur eines der zahlreichen Länder der Welt. 

Was für ein Land mein Heimatland ist, welche Kulturen und Geschichte es gibt. 

Um Japan anderen Menschen nahe zu bringen, muss ich zuerst selbst alles Wichtige über das Land wissen. Das heißt gleichzeitig, dass ich es noch vertiefen muss, mich mit meiner Identität und meiner Kultur zu beschäftigen.

Zusätzlich passe ich auf meine Verhaltung mehr auf als früher.

Denn ich weiß, dass es auch möglich sein kann, dass jemand Japan durch mich kennenlernt, wenn man noch nicht so gut über das Land kennt. Und deshalb habe ich dafür als Japanerin eine große Verantwortung, denke ich. Klingt es vielleicht etwas übertrieben? 

Zumindest möchte ich aber, dass man durch meine Verhaltung als Japanerin einen guten Eindruck über Japan bekommt und vielleicht sogar Interesse an die japanischen Kulturen entdecken kann.

3. Abschied von meiner Familie und Freundinnen 

Es ist schwierig, häufiger in mein Heimatland zurückzukehren, jetzt, wo ich im Ausland lebe. Vor allem sind die Fahrtkosten sehr hoch. Wenn man zum Beispiel in einem anderen Flughafen umsteigen und dort übernachten muss, werden dazu noch die Kosten für das Übernachtenfällig.

Es ist deshalb nicht zu erwarten, dass ich meine Familie und Feindinnen in Japan häufig sehe.

Dank der Entwicklung des Internets ist es möglich, auch auf Distanz mit Familie und Freunden per Videoanruf in Kontakt zu bleiben. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass es Zeit braucht, um nach seinem Heimatland zurückkehren zu können – beispielsweise von Deutschland nach Japan, wo es einen Zeitunterschied von 7 bis 8 Stunden je nach Jahreszeit gibt. Daher ist auch die Zeit, zu der man wach ist, unterschiedlich.

Obwohl ich meine Familie normalerweise nicht so sehr vermisse, gibt es bestimmte Gelegenheiten, die ich gerne gemeinsam mit ihnen feiern würde, wie Geburtstage oder wichtige Feiertage wie Neujahr. Es ist auch schmerzhaft, dass ich mich nicht um meine Familie kümmern kann, wenn es ihnen nicht gut geht, und dass ich bestimmte Ereignisse nicht mit ihnen teilen kann.

Wenn man weiß, dass man nicht wissen kann, wann man sich das nächste Mal wiedersehen kann, muss man umso konkreter einplanen, wann und wo man beim nächsten Zurückkehr tun möchte.

Ich bemühe mich deshalb sehr, um Kontakt zu pflegen. Ich schreibe an Geburtstagen oder Weihnachten an meine Familie und Freundinnen, die ich seit mehr als 15 Jahren kenne, und telefoniere regelmäßig mit ihnen. Und wenn ich nach Japan zurückkehre, verabreden wir uns für das nächste Treffen.

4. Verbesserung der Beobachtungsfähigkeiten

Es ist nicht einfach, als Ausländer zu leben.

Wenn ich mir überlege, was die erste Herausforderung des Lebens im Ausland sein kann, fällt mir wie erwähnt die Sprachbarriere ein.

Aber auch wenn man die Sprache einigermaßen beherrscht, gibt es Dinge, die man sich nicht ändern können.

Und das ist mein Aussehen als Asiat.

Egal wie lange ich in der Zukunft in Europa leben würde oder wie viel ich mir Mühe gebe, um mich in die Kulturen des Landes eintauchen zu können, wird es sich nicht ändern, dass ich eine Asiatin aussehe. Das bleibt so.

Als das Corona-Virus gerade in Deutschland verbreitet wurde und noch nur wenige Monate vergangen waren, wurde ich in einem Bahnhof einmal von einem Mann, der an mir vorbeikam, plötzlich laut angeschrien: „Corona-Virus!“. Er lachte mich aus, als er mich sah.

Das war für mich ein so plötzliches Erlebnis, dass ich mich für einen Moment gar nicht bewegen konnte außer da stehen zu bleiben. Gleichzeitig spürte ich einen pochenden Schmerz, als hätte er mir mit einem Messer in die Brust gestochen.

Nachdem der Mann gegangen war, sind die Leute um mich herum weitergelaufen, als wäre nichts geschehen, und ich hatte das Gefühl, als wäre ich die Einzige, die noch da war.

Oder in einem Supermarkt an der Kasse, da war eine Verkäuferin mit den vorherigen Kunden spaßig scheinend am Gespräch.

Aber sobald ich an der Reihe war, wurde sie plötzlich still und schwieg, als ich sie begrüßte, sie nahm keinen Blickkontakt auf und begann plötzlich mit einem Desinfektionsspray die Kasse zu putzen.

Es gab auch mehrere male passiert, dass jemand neben mir auf deutlicher Weise hustete.

Nur selten, aber es kommt schon vor, dass jemand mir so verhält wie „okay das ist eine Asiatin, also man kann so verhalten, wie man will“.

Wenn jemand mir so verhält, wie er oder sie zu Deutschen wahrscheinlich nie so verhalten würde, denke ich, dass diese Person von Anfang an so einen Charakter hat.

Denn ich denke, jemand, der zu Ausländern, die anderes aussehen wie er selbst, nicht liebevoll verhalten kann, der kann auf niemanden Rücksicht nehmen.

Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die so liebevoll und rücksichtsvoll sind, dass ich mich frage, warum sie zu mir so freundlich sind, obwohl sie mich nicht kennen.

Zum Beispiel:

Als ich in den Laden gegenüber meiner Wohnung reingegangen bin, um mein Paket abzuholen, kam die Verkäuferin zu mir mit einem sehr freundlichen Lächeln und sagte, dass es gar kein Problem ist, die Adresse des Ladens als Empfänger meines Paketes zu verwenden.

Oder an einem gemütlichen Sonntagvormittag am Bahnhof draußen, als ich auf der Bank ein Brötchen gegessen hatte, saß eine Dame zufällig neben mir und wir genossen ein gemütliches Gespräch. Nach 10–15-minütiger Unterhaltung wünschte sie mir ganz viel Glück und alles Gute für mein Auslandstudium in Deutschland.

An einem solchen Tag, bekomme ich Energie und Motivation auf alles Weiteres. Ich bekomme das Gefühl, dass ich alle Hürden überwinden kann, auch wenn jemand mir einmal böse ist, weil es um mich so viele liebe Menschen gibt.

Es gibt so viele verschiedene Arten von Menschen auf dieser Welt.

Natürlich gibt es in jedem Land liebe und böse Menschen.  Aber wenn man in einem Land als Ausländer lebt, wird man von den anderen häufig mit ihrem wahren Charakter und Persönlichkeit behandelt, habe ich das Gefühl.

Und deshalb denke ich, dass meine Beobachtungsfähigkeit verbessert wurde, als ich noch in Japan lebte. 

5. Mehr Blick auf die Welt

Seitdem ich in Deutschland lebe, schaue ich mir öfter Weltkarten an und sammle mehr Informationen zu den aktuellen Nachrichten aus der Welt als zuvor. Wieso?

In die Hochschule, an der ich studiere, kommen Studenten aus mehr als 40 Ländern. Es kommt nicht selten vor, dass es zu einem Seminar mehr Studenten aus Ausländern kommen als deutsche Studenten.

Und bei einer Probe oder einem Orchesterprojekt stellen uns gegenseitig vor, wenn wir uns noch nicht kennen. Und da werde ich immer etwas nervös, denn es wäre unhöflich, wenn ich über das Land Gegenüber noch gar nicht gut kenne, zum Beispiel welche Sprache es dort verwendet ist oder wo die Hauptstadt des Landes liegt. Dabei zusätzlich zu wissen wäre auch, mit welchen Ländern das Land gute und schlechte Beziehungen hat.

Auch in der Schule in Japan musste ich über die Länder der Welt gut lernen, aber das war nicht wirklich außerhalb des Rahmens der Prüfungen gebraucht zu werden. Aber jetzt, wo ich mit Menschen aus verschiedenen Ländern kommuniziere, ist es sehr gut zu wissen, welche Länder es gibt und was gerade auf der Welt passiert ist.

Wenn die Kenntnisse gebraucht zu werden sind, bekommt man mehr Motivation aufs Lernen und so informiere ich mich öfters über die aktuellen Nachrichten aus der Welt als zuvor.

Übrigens, ich habe mir damals gar nicht vorstellen können, dass ich knapp ein paar Jahre danach nach Deutschland fliegen werde, als ich im Unterricht der Weltgeschichte über die Geschichte des Deutschlands lernte. Man weiß nie, was in der Zukunft passieren kann. Und ich bin dafür sehr dankbar , dass ich jetzt in Deutschland studieren kann, denn ich lerne wirklich viele Dinge, die ich in Japan nie lernen können hätte.

Wenn ich jetzt die bald 18 werdende ich sehen könnte, die unfassbar große Angst vor dem Auslandstudium hatte, würde ich mir sagen:

„Mach dir keine Sorge, du wirst zwar viele Herausforderungen schaffen müssen, aber umso mehr kannst du dich selbst entwickeln 🙂 Auf dich warten viele tolle Erfahrungen, die du dir noch nicht jetzt vorstellen kannst!“